Reisebericht 2005 All Ford National in Carlisle

2005 Reisebericht Carlisle

Die jährliche USA-Teilereise ist im Mustang Club of Switzerland schon fast zur Tradition geworden. In wechselnder Besetzung fallen plündernde Horden an der US-Ostküste ein, um sich mit Parts und Zubehör aller Art einzudecken. Den genauen Reisetermin diktiert jeweils das Ford-Swap-Meet in Carlisle PA.
Bereits im Januar wurde ich angefragt, ob ich auch wieder mit von der Partie wäre. Obwohl ich die Tour bereits drei Mal mitgemacht habe, reizte mich dieses Jahr der Zusammenzug der Boss-Mustangs in Carlisle. Also sagte ich zu. Somit waren wir schon zu fünft: Peter, Tom, Beat 1, Steff und meine Wenigkeit. Alle hatten bereits USA-Erfahrung. Schnell fand sich mit Beat 2 noch ein sechster Teilnehmer, der gut zur Truppe passte. Zusammen verfügen wir über einen Fuhrpark von 22 Mustangs der Jahrgänge 1964 ½ bis 1993 in diversen Erhaltungs- und Zerfallszu­ständen. Da kommt einiges an benötigten Ersatzteilen zusammen.
Am 1. Juni setzte die etwas angejahrte Maschine der United nach einem unruhigen Flug in Washington D.C. auf. Sofort begaben wir uns zum Mietwagenschalter. Im Vorfeld hatten wir uns Gedanken gemacht, welche Anforde­rungen unser Rental Car zu erfüllen hatte: Platz für sechs Nasen und mindestens 12 Stück grosse Koffer. Da bleibt nicht viel Auswahl. Einen Schulbus zu klauen erschien uns doch etwas zu riskant. Deshalb begnügten wir uns mit einem 12-Passenger Van. Tatsächlich stand ein nagelneuer Ford Econoline E350 für uns bereit. Das müsste doch locker reichen. Irrtum, wie sich schon bald herausstellen sollte. Unsere Fahrt führte noch gleichentags direkt nach Harrisburg PA. Dort waren unsere Hotelzimmer reserviert. Nach dem Dinner fielen wir erstmal müde in die Betten.
Durch die Zeitumstellung waren wir bereits früh am Morgen munter. Nach einem Frühstück im Hotel suchten wir bereits den ersten Mustang-Teilehändler auf: „CJ Pony Parts“ – nur 10 Minuten entfernt vom Hotel. Schon wechselten die ersten Dollars den Besitzer und ich konnte bereits etliche Positionen auf meiner Wunschliste abhaken. Der wirklich sehenswerte Showroom verleitete auch die anderen zu verschiedenen Einkäufen. Danach gabs eine Besichtigungstour durchs Lager, einen Schwatz mit dem Chef sowie einen Rundgang durch die Werkstatt. Nur der hauseigene Abbruch wurde uns diesmal vorenthalten. Offenbar hatte es da Ärger gegeben seit dem letzten Besuch. Immerhin einen Blick von einem angrenzenden Hügel gabs zu ergattern und schon war wieder Mittag. Unser sehr ambitioniertes Reiseprogramm sah für den Rest des Tages Shopping vor; was man halt sonst noch so braucht. Diverse Malls wurden abgeklappert. In besonderer Erinnerung bleibt mir der „Bass Pro Shop“. Dieser drei­geschossige Riesenladen bietet alles was es braucht, um in der Wildnis mehr oder weniger komfortabel zu überleben: Kleidung, alles für Fischerei und Jagd, Zelte, komplette Motorboote und tausende weiterer Artikel. Der Laden ist dekoriert mit einem kompletten Gebirge, Bären, einem riesigen Aquarium samt Wasserfall und vielem mehr. Shopping made in USA – bin jetzt noch sprachlos! Am Abend trafen wir uns mit einem Trupp der Internet-Comunity „dr-mustang.com“ im Hooters zum Abendessen. Drei Hooters-Neulinge am Tisch mussten nicht ganz freiwillig das Begrüssungsritual in Form eines Tänzchens auf einem Stuhl mitten im Lokal über sich ergehen lassen. Anschliessend gings zeitig in die Heia; morgen würde ein anstrengender Tag.
Am Freitag regnete es. Trotzdem war um 6.00 h Tagwache. Wir wollten zeitig um 6.30 Uhr los, um möglichst früh auf dem Gelände des Swap-Meets zu sein. Die Anfahrt schafften wir optimal und konnten unseren Van direkt neben dem Eingangstor zu diesem weitläufigen Areal parkieren. Strategisch günstig, um schwere Einkäufe während des Tages umgehend deponieren zu können. Dann gings erstmal zum Food-Court fürs Frühstück. Wie in den vergangenen Jahren war auch diesmal der hochdekorierte Vietnam-Veteran samt seinen Sprüchen für die Zubereitung der Eier abkommandiert. Scheint zum Inventar zu gehören. Die Teller wurden ausserdem mit Bratkartoffeln, Speck, Toast und weiteren Diätspeisen beladen.
Frisch gestärkt stürzten wir uns auf die Teilehändler – und staunten. Speziell die Preise für alte Original Ford-Teile sind geradezu explodiert. Der Aufschlag gegenüber 2003 (und das Zeugs war damals schon nicht wirklich günstig) beträgt mindestens 20 %; bei ganz gesuchten Parts auch mehr. Den Vogel abgeschossen hat ein Lenkrad für einen 67er Shelby: vor zwei Jahren sollte es noch $2500 kosten. Jetzt lag die Messlatte bereits bei $5500! Trotzdem konnte ich verschiedene Positionen auf der Liste abhaken. Nebst viel Schrott und Trödel waren auch echte Schätzchen zu finden. Ein solches Schmankerl nennt sich FE Intake Manifold und wechselte zum Schnäppchenpreis (alles ist relativ) seinen Besitzer. Ich durfte mithelfen, das Teil quer über den Platz zu schleppen. Zum Glück eine Alu-Version mit nur 15 Kilo Gewicht im Gegensatz zum entsprechenden Gussklotz mit deren 37. Spätestens jetzt zahlte sich das frühe Aufstehen für den Parkplatz am Eingangstor aus.
Weitere „hard to find parts“ wurden lokalisiert. Mit dem Zaubermittel „Schwiizer Schoggi“ konnten Händlerseelen weichgekocht werden und es lagen kräftige Preisnachlässe drin. Bei ganz ausgekochten Dealern wie „Fast Freddie“ dem Snowman – er soll dem weissen Pulver nicht abgeneigt sein – biss man allerdings auf Granit. Wie kommt so ein Kerl nur an alle die guten und gesuchten Teile? Die Welt ist ungerecht… Zwischen den Teilebergen fanden sich auch immer wieder komplette Autos als Restoobjekte. Ein zwar originaler, aber sehr stark sanierungsbedürftiger 70er Boss 302 mit Erstlack (bis aufs Dach einmal alle Bleche neu bitte) sollte noch stolze $23900 kosten – exkl. vielen (teuren) Teilen, die fehlten – crazy! Vom Regen aufgeweicht beschlossen wir gegen Abend, die Teilejagd für diesen Tag abzubrechen und ins Hotel zurückzukehren. Den anschliessenden Tripp ins Steakhouse erlebten nicht alle Reiseteilnehmer. Neuling Beat Nr. 2 hatte die Segel bereits gestrichen und genoss anstelle der vorzüglichen SpareRips eine Mütze voll Schlaf.
Am folgenden Morgen dieselbe Prozedur. Früh aufstehen und zum Platz hetzen. Diesmal ging Beat Nr. 1 in die Knie und war bis zum Mittag nicht mehr ansprechbar. Immerhin hatte das Wetter ein Einsehen und es blieb trocken. Jetzt konnten wir uns die Boss-Mustangs genauer ansehen. Mehr als 100 Stück Boss 302 gab es zu bestaunen, dazu mehr als 20 Boss 429. Original TransAm Racer, Eliminator Cougars, Boss 351 und weiteres rares Gerät. Bud Moore, eine einstige T/A-Renngrösse, verteilte Unterschriften. Kurz und gut – viele interessante Fahrzeuge und Leute. Jetzt war auch der weitläufige Teil mit den Showcars gut gefüllt. Es gelang nicht, die mehreren tausend Ford-Fahrzeuge alle im Detail zu betrachten. Zu den Highlights zählten jedoch die diversen Mustang-Kategorien, insgesamt 22 Starsky&Hutch Replika-Torinos sowie ein Paar australische Falcons. Mehrere Fahrzeuge kannte man schon aus diversen Magazinen. In verschiedenen Hallen gab es weitere Ausstellungs­fahrzeuge zu bestaunen, einen grossen Gebrauchtwagenplatz sowie weitere Sehenswürdigkeiten. Der mobile Leistungsprüf­stand wurde gefordert. Einige Fahrzeuge überzeugten allerdings eher durch brachialen Sound als durch entsprechende PS-Zahlen.
An der Teilefront ging die Jagd weiter. Gegend Abend erlegte Steff noch einen originalen Ford-Oelkühler für seinen 428er Cobra Jet und schleifte ihn samt der entsprechenden Schläuche zum Auto. Jetzt wurde die Sonne noch richtig hartnäckig und brannte uns auf die Köpfe. Diesmal gaben wir etwas früher auf; wollten wir doch noch eine Tagesetappe von gut 300 Reisekilometern schaffen. Gegen Mitternacht erreichten wir schliesslich ein Motel im Grossraum Pittsburgh.
Zeitig am Sonntag Morgen gings weiter nach Akron OH. Nicht zur Kirche, sondern zum Racer-Tempel von Summit. Hier gibt’s alles, was ein Auto schneller und stärker macht. Steff hatte vorbestellt – wir ahnten zum Glück nicht wieviel… Animiert durch den mehr als grosszügigen Showroom wurden allseits weitere Goodies geordert und grosse, grün bedruckte Papierbündel über den Tisch des Hauses geschoben. Schliesslich wurde Steffs Bestellung an den Ausgabeschalter gekarrt. Angesichts des Volumens und des Gewichts wurde uns schlecht. Wie sollten wir das alles ins Auto bringen? Nun, es ging irgendwie – wenn wir auch fast die Aschenbecher füllen mussten. Mit merklich vermindertem Schub gings weiter Richtung Detroit MI, welches wir am späten Nachmittag erreichten. Im Hotel angekommen, suchten wir in der Gluthitze erstmal den Pool auf – bis auf Steff. Der wurde dazu verdonnert, seinen Plunder raumökonomischer zu verstauen. Nach einer Ruhepause gings Richtung Dearborn – ins Ford-County. World Headquarter, das ehemalige Mustang-Montagewerk – schlicht die ganze Fordgeschichte spielt sich in diesem Stadtteil ab. Unser Ziel hiess aber „Woodward“. Auf diesem geschichtsträchtigen Stück Strasse verab­redete sich in den späten 60ern die Autoszene zum Cruising und zu heissen Ampelrennen. Teilweise traf man auch auf inoffizielle „Werksteams“ von Ford, GM oder dem MOPAR-Lager, die ihre Neuentwicklungen unter realen Bedingungen einem „Praxistest“ unterzogen. Als die Sache ausartete, zerschlug die Polizei die Szene rigoros.
Kurz bevor wir die heilige Meile erreichten, dunkelte es schlagartig ein. Schon seit geraumer Zeit hatten sich dunkle Wolken im Rückspiegel bedrohlich aufgetürmt. Eine Staubwolke fegte über die Strasse und wir befanden uns mitten in einem Minitornado in Downtown Detroit. Baustellenschilder wurde umgeblasen, die Ampeln hingen waagerecht an den Seilen. Unser Van wurde kräftig durchgeschüttelt und „sandgestrahlt“. Einige Meter weiter schüttete es sintflutartig. Zum Glück dauerte der Spuk nur kurze Zeit an. In Ruhe konnten wir danach zu vorgerückter Stunde unser Dinner geniessen im ehemaligen „Totempole“, dem einstigen Hauptquartier der Cruising-Szene.
Am Montag fielen wir zuerst über das „National Parts Depot“ in Livonia her. Weitere Teile wanderten über den Ladentisch. Nicht unbedingt ein Ort zum verweilen, aber ein riesengrosses Lager. Weiter ging die Reise Richtung Chicago. Mittags statteten wir erneut den Girls von Hooters einen Besuch ab. Diesmal in Kalamazoo MI. Unterwegs stellte sich heraus, dass wir trotz vollem Van noch drei weitere Koffern brauchten. Wo unterbringen? Ein vierter Koffer wurde nötig, weil an meinem überladenen Gepäckstück der Griff ausgerissen war. In einem Samsonite-Factory-Outlet sahen wir eine gute Gelegenheit, unser Bagage durch robuste Teile zu ergänzen. Die verdutzte Angestellte konnte innert einer Viertelstunde vier der teureren Modelle, jedes im Format einer Kleinwohnung tippen und freute sich über vorgezogene Weihnachten. Jetzt hiess es „happy packing“. Kurz und gut: Irgendwann hat alles ins Auto gepasst. Bis es aber soweit war, floss bei 35 Grad Hitze einiger Schweiss. Schnell ein Foto geschossen als Packanleitung für die nächsten Tage und weiter. Der nachmittägliche Stau durch Chicago kostete uns eine Stunde, bevor wir wieder freie Fahrt hatten bis Milwaukee WI. Ein Besuch des Hotelpools sowie anschliessend das Essen im „Red Lobster“ rundeten den Tag ab.
Für den kommenden Morgen waren wir mit Bob Perkins verabredet. Dieser Sammler und Restaurator von alten Mustangs lebt in der Pampa ausserhalb von Milwaukee. Daneben schreibt er Restaurierungs- und Detailingstories für das Mustang Monthly Magazine. Seine Arbeiten und Autos gehören mit zu den originalgetreusten und besten, die man in den USA finden kann. Er unterhält ausserdem eine unglaubliche Privatsammlung mit low-mileage Stangs, Boss, Cobra Jets und weiteren Prachtsstücken. Seine Hallen sind voll mit Ford-Automobilia der 60er und 70er Jahre. In den Speichern seiner Werkstätten türmen sich alte Ford Originalersatzteile. Diese gesamten Schätze konnten wir jetzt ausgiebig unter die Lupe nehmen. Selbst auf die verzwickteste Frage nach dem Finish einer einzelnen Schraube wusste er eine Antwort (und konnte diese auch anhand von schriftlichen Unterlagen belegen). Schon bald war es wieder früher Nachmittag und die Zeit drängte. Wir wollten an diesem Tag noch 800 km zurück gegen Osten schaffen. Zügig ging die Fahrt retour bis kurz vor Chicago. Dort wurden wir von einem Hagelsturm erwartet. Nur eine gute Meile breit, hatte es der Sturm in sich. Wer konnte, versteckte sich unter einer Brücke. Keine 5 Minuten weiter schien wieder die Sonne. Wir kreuzten ein offenes Cabrio, einen Biker ohne Helm – wenn die wüssten, was auf sie zukommt. Weiter führte die Fahrt via Indianapolis (keine Zeit für Besichtigung Speedway) Richtung Columbus OH. Spät abends ging der Sprit zur Neige, was einen Tankstop nötig machte. Bei der Rückkehr auf den Highway gerieten wir in der Dunkelheit in eine wegen Bauarbeiten eigentlich gesperrte Autobahn­einfahrt. Nach einer kurzen aber üblen Offroad-Holpertour standen wir plötzlich auf dem Highway – allerdings im abgesperrten Baustellenbereich. Durch eine Lücke in der Abschrankung entwischten wir auf die reguläre Fahrspur. Es stellte sich heraus, dass der Laster, dem wir die ganze Zeit gefolgt waren, die Strassenbaumaschinen mitten in der Nacht mit frischem Asphalt belieferte… Der Tag endete in einem etwas zweifelhaften Motel in Columbus, wo wir erstmals aus Sicherheits­gründen alle Koffer in die Zimmer mitnahmen.
Nach dem Frühstück besuchten wir die Firma „Signature Auto Classics“. Dieser Mustang- und Shelby-Dealer hat wie immer die Hallen gestossen voll mit den rarsten aller Mustangs. Daneben sind dort auch Ersatzteile für diese speziellen Autos aufzutreiben. So zum Beispiel Parts für einen Boss 429, die wir suchten. Einige Missverständ­nisse aus Lieferungen der letzten beiden Jahre konnten im persönlichen Gespräch geklärt werden. Daraus war wieder einmal die Notwendigkeit persönlicher Kontakte zu ersehen, wenn man so ein Auto originalgetreu restaurieren will. Auf meiner persönlichen Shoppingliste konnte ich ein kleines, aber verzwicktes Ersatzteil abhaken, das ich für ein Mitglied des FMCoG suchen sollte. Danach gings zu JEG’s Racingparts, wo wir die Wunschliste spontan um einige Go-Fast-Goodies erweiterten. Zwei Ecken weiter durfte sich George Waydo von „K.A.R. Mustangs“ auf goldene Geschäfte freuen. Kaum waren wir in seinem Showroom angelangt, überkam Peter und Tom angesichts der wunderschön restaurierten Originalgurten in seltenen Farben ein Sicherheitsbedürfnis. Sie deckten sich mit den raren und deshalb nicht ganz billigen Lebensrettern ein. Diesmal funktionierte auch die Klimaanlage, was zu längerem Verweilen im Shop einlud. Das wirkte sich wiederum negativ auf die Kreditkarte aus… Alle fanden noch etwas, um ihr Reisegepäck zu erweitern. Ein Besuch der Mustang-Verkaufsausstellung und der Werkstatt rundeten den Besuch ab, bevor wir wieder auf den Interstate einbogen, um weitere 800 km runterzureissen. Die Reise führte uns an diesem Tag noch via Pittsburgh und Harrisburg bis nach Allentown PA, unweit von Philadelphia. Es war wiedereinmal spät geworden.
Der Donnerstag begann mit einem Frühstück im Hotel. Danach stand traditionell der Besuch von „Glaziers Mustang Barn“ auf der Tagesordnung. Dort wurden weitere Einkäufe getätigt, die Scheunen mit den Fahrzeugen besichtigt, die Werkstatt auf Arbeitsfortschritte überprüft und viel Benzin qequatscht. Jedes Mal beeindruckend, was da noch an Projektfahrzeugen auf die Wiedererstehung wartet. Bereits gegen Mittag konnten wir uns losreissen. Zügig weiter nach Osten in die Gegend von New York, wo wir am frühen Nachmittag bei „Perogie“ eintrafen. Man nahm sich sehr viel Zeit für uns. Wir durften alles besichtigen und es gab wieder Antworten auf fast alle Fragen. Ein Wort gab das andere, der Teilehaufen auf dem Tisch wurde immer höher, die Stimmung ausgelassener. Erstaunlicherweise hielten alle locker durch. Kein Gejammer bezüglich Hunger wie an den Vortagen. Die Drinks gingen auf Kosten des Hauses. Bereits um 23.00 Uhr (!) mussten wir uns verabschieden, weil wir an diesem Tag noch die gut 200 Meilen bis Washington zu fahren hatten. Morgen Freitag ging unser Flieger nach Hause. Also Kommando zurück in den Van und mit leicht überhöhter Geschwindigkeit gen D.C. gedonnert. Um 02.30 h wollte man uns im Finanzdistrikt drei Hotelzimmer à 250 $ andrehen. Da wir aber das Hotel nicht gleich kaufen wollten, suchten wir weiter. Eine Stunde später hatten wir eine bezahlbare Bleibe.
Morgens mussten zuerst die Koffer gepackt werden. Eine Waage, ständige Reisebegleiterin von Peter bei solchen Aktionen, lieferte uns einen Anhaltspunkt, ob die Koffer einigermassen Airline-gerecht gepackt waren. Um die Mittagszeit war auch diese Aufgabe bewältigt und wir bewegten uns Richtung Airport. Wir wollten allerdings den Girls von Hooters noch einen letzten Besuch abstatten. „Zufällig“ lag ein entsprechendes Lokal in einem Vorort von Washington auf unserer Fahrroute. Ein letztes Mal Chickenwings – von den anderen „wings“ gar nicht zu sprechen – und die Schlussetappe zum Airport. Den Mietwagen zurückgeben klappte ohne Umstände.
Dann folgte die Stunde der Wahrheit: Koffer einchecken. Gut gelaunt stellten wir die Koffer auf die Waage – aber ohalätz. Die Dame am Check-In hatte ihren genauen Tag und tolerierte Null Übergewicht, das fast jeder unserer 13 Koffer hatte. Jetzt ging die Umpackerei los. Was kommt noch ins Handgepäck. Kann noch etwas von hier nach da umgeschichtet werden? Als Belohnung winkte der Betrag von 305 $, die für das Übergewicht zu entrichten gewesen wären – je Koffer wohlgemerkt; egal ob 1 oder 10 kg zu schwer. Irgendwann waren alle Gepäckstücke akzeptiert. Nur Steff musste 105 $ für seinen 3. Koffer nachbezahlen. Schwer verständliche Logik! Jetzt musste noch alles durch den Security-Check. Beim Durchleuchten sprang angesichts unserer Ladung mit Zündspulen, Kabeln und anderem verdächtigen Material am X-Ray-Kasten fast die Lampe aus der Fassung. Gleich vier Sicherheitsleute – teils belustigt, teils stinksauer – zerlegten jeden unserer schweren Koffer noch einmal bis ins Detail. Keine Schachtel blieb ungeöffnet. Wir überstanden auch dieses Prozedere. Alles wurde genehmigt und wir waren die Koffer endlich los. Dann folgte noch die Personenkontrolle samt unserem umfangreichen Handgepäck. Irgendwann waren alle wieder angezogen und wir konnten endlich den Flieger boarden. Weil dort aber noch kein Food eingetroffen war, man zwei verspätete Zubringerflüge abwarten musste und vor uns rund 30 Maschinen auf den Start warteten, zögerte sich der Abflug noch um einige Zeit heraus.
Angekommen in Zürich stand uns noch die letzte Hürde bevor – der CH-Zoll. Nach dem Motto „no risk, no fun“ wagte ich mich durch den „grünen Zoll“ (für Nichteingeweihte: nichts zu verzollen). Ebenso ein zweiter aus unserer Truppe. Namen werden keine genannt. Die Sache ging gründlich schief. Grosse Zerlegung des Gepäcks. Die Geschichte dauerte eine volle Stunde, Es flossen bittere Worte und grössere Geldbeträge, die die monetäre Bilanz dieses Tripps nachhaltig verhagelten. Dazu setzte es Einträge in die Zollsünderkartei ab.
Und die Moral von der Geschichte: Sechs Personen in einer derartigen Reisegruppe sind das absolute Maximum. Schon aus Platzgründen. Keiner kann sagen, er wurde nicht vorgewarnt bezüglich Stressfaktor und Reiseroute (ziemlich genau 4000 km in acht Reisetagen). So ein Tripp ist nur für Hardcore-Mustang-Fans zu empfehlen. Zeit zum relaxen oder für andere Aktivitäten gibt es kaum. Bevor ich es vergesse: Es gibt ihn tatsächlich noch, den vergammelten 67er Shelby GT500 im Hühnerstall; zum restaurieren. Wir haben ihn leibhaftig gesehen. Wo, bleibt unser Geheimnis….
Autor: Iso Schwager