1970 Mustang Mach1 „Twister Special“

Im Herbst 1969 trat die Firma „American Raceways International“ (ARI), die in den USA fünf Rennstrecken unterhielt, an Ford heran. Man benötigte für die Rundkurse sogenannte „Pacecars“ – Schrittmacherfahrzeuge. Die Funktion der Wagen kann mit dem heutigen Safety Car in der Formel 1 verglichen werden. Ford sah in der Anfrage einen attraktiven Weg, seine Hochleistungsmodelle zu vermarkten und stellte 10 Mustangs bereit, die für ARI mit speziellen Seitengrafiken versehen wurden. Je fünf Mach1 und Convertibles wurden gebaut; alle mit 428er Cobra Jet Motoren. Weitere 100 Stück sollten für Werbezwecke noch folgen. Bevor es jedoch zur Auslieferung kam, ging ARI Pleite und Ford sass auf den Wagen, die jetzt regulär verkauft werden mussten.
Etwa zur selben Zeit kontaktierte der Verkaufsdistrikt „Kansas City“ die Ford Motor Company und fragte an nach einer Sonderserie Mustangs, die helfen sollte, die regionalen Verkäufe anzukurbeln. Ford begrüsste das Anliegen und sah sofort eine Möglichkeit, die geleisteten Vorarbeiten an den ARI Mustangs doch noch in klingende Münze umzuwandeln. Ganz uneigennützig schlug Ford ein Sondermodell des Mach1 vor, das mit dem leicht abgeänderten Dekorstreifen der ARI-Pacecars aufgewertet wurde. Den Händlern gefiel das Dekor und sie legten auch gleich die Aussenfarbe „Grabberorange“ fest – eine Art Briefkastengelb mit einem Schuss Orange.
Vordere Scheibenbremsen und eine Shaker-Haubenhutze waren weitere Goodies, die alle Wagen erhalten sollten. Und weil der mittlere Westen der USA für seine Tornados bekannt ist, wurde ein zusätzliches „Twister Special“-Logo entworfen, das dem Wagen seinen Namen gab und auf der hinteren Seitenwand platziert wurde.
Die Kansas City Händler bestellten genau 100 Stück dieser Fahrzeuge, die alle mit dem 428er Super Cobra Jet Motor ausgerüstet sein sollten. Die Hälfte wurde mit manuellem 4-Gang Getriebe und der Rest mit C-6 Automatik geordert. Die Wagen hatten anfangs November 1969 bereitzustehen. An diesem Tag war eine grosse Promotionsveranstaltung in Kansas City geplant.
Ford sah sich aufgrund eines Lieferengpasses bei den 7-Liter SCJ Motoren ausserstande, den Auftrag wunschgemäss zu erfüllen. Von den 96 effektiv gebauten Wagen wurden deshalb 48 Stück mit dem damals brandneuen 5.7 Liter 351er Cleveland-Motor bestückt. Insgesamt sah die Lieferung folgendermassen aus:
Motor
351 C
351 C
428 SCJ
428 SCJ
Getriebe
4-Gang
Automatik
4-Gang
Automatik
Stückzahl
9
39
24
24
Alle 96 gebauten Autos wurden mit der Bahn von Detroit nach Kansas City in das dortige Ford- Montagewerk transportiert, wo die zusätzlichen Aufkleber angebracht wurden. Am 7. November 1969 standen auf dem Kansas City International Raceway anlässlich des „Total Performance Days“ alle 96 Mustangs zur Parade bereit. Mit Ihnen weitere 90 Ford Torino „Twister Special“ mit 429er Motoren, die alle in „Vermillion“ lackiert waren, einem stechenden dunkelorange-rot. Es muss ein farbenfrohes Bild gewesen sein, das die eingeladenen Händler erwartete. Ford hatte sein Drag Race Team sowie seine Total Performance Show zur Veranstaltung entsandt und Bob Tasca, ein leistungsverrückter Ford-Händler von der Ostküste, hatte ebenfalls eine Show mit getunten Serienfahrzeugen und Rennwagen zusammengestellt.
An diesem Tag wurden die Anwesenden auf Pferdestärken, Beschleunigung und qualmende Reifen eingeschworen. Als sich gegen 16.00 Uhr der Staub gelegt hatte, konnten die Händler ihre bestellten Autos gleich in Empfang nehmen. Ein guter Teil der Twister Special ist immer noch oder wieder unterwegs. Die Aufklebersätze sind als Reproduktion erhältlich, sodass man sich theoretisch seinen eigenen Twister zusammenstricken könnte. Weil die Originale aber nur in der Kansas City-Verkaufsregion angeboten wurden, weisen alle Fahrzeuge einen Auslieferung (DSO) Code 53 in ihren Türplaketten auf. Es existiert ein Register der Fahrzeuge, dem alle Fahrgestellnummern der echten Fahrzeuge bekannt sind. Bis heute ist rund ein Drittel der 96 gebauten Autos wieder aufgetaucht und registriert.
Autor: Iso Schwager