Der Mustang verfügt über eine selbsttragende Karosserie. Vorne und hinten wurde je ein Hilfsrahmen angeschweisst, an dem das Fahrwerk und der Motor befestigt sind. Korrosion ist deshalb ein grosses Thema, auch wenn der Mustang zu den rostresistenteren Fahrzeugmodellen seiner Zeit gehörte.
Der Check sollte vorne bei den Längsholmen beginnen. Speziell im Bereich der Stossdämpferdome beisst sich die braune Pest gerne in den Taschen unter den oberen Querlenkern fest. In schlimmeren Fällen sind die Träger durchgefault und es ist nur eine Frage der Zeit, bis der komplette Dom vom Träger abreisst. Die seitlichen Stehwände sind dreiteilig ausgeführt. Bei den Kotflügelaufnahmen kommt es gerne zu Rostbefall zwischen den übereinanderliegenden Blechen, der durch aufgewirbeltes Wasser aus dem Radkasten begünstigt wird. Vielfach knistert es auch unter dem Batterieblech. Die vorderen Kotflügel weisen allenfalls um die Lampentöpfe und am unteren Übergang zu den Schwellern Rost auf. Sie sind geschraubt und der Ersatz kein grösseres Problem.
Bei Exemplaren, die länger im Freien unter einem Baum standen, können Blätter durch die Schlitze im Torpedoblech in den Lüftungskasten eindringen. Vermoderndes Laub verstopft die Ablauflöcher mit dem Resultat, dass das Wasser stehenbleibt. Dann dauert es nicht lange, bis sich das kaum rostschutzbehandelte “Cowlpanel” in braune Krümel verwandelt und dem Wasser freien Zutritt zum Innenraum gewährt. Wird dann nichts unternommen erwischt es auch das Bodenblech im Bereich des vorderen Fussraums. Immerhin hat dann das Wasser wieder eine Ablaufmöglichkeit… Dieser Schaden ist deshalb besonders heimtückisch, weil man lange nichts sieht. Eine fachgerechte Reparatur ist sehr aufwändig, weil dazu der halbe Mustang zerlegt werden muss. Kotflügel, Frontscheibe, Heizungskasten, danach noch ca. 180 Schweisspunkte aufbohren bis die Stelle nur zugänglich ist. Nach der Reparatur alles wieder zusammenbauen etc. Bei den Modellen 65 bis 68 kommt noch eine Teillackierung des verschweissten Torpedoblechs dazu – Der Dichtigkeitstest ist allerdings einfach: Wasser in die Lüftungsschlitze kippen – falls nasse Füsse – Finger weg!!!
Das Bodenblech kann durch die beschriebenen Vorschäden in Mitleidenschaft gezogen werden. Eine Leckage an der Frontscheibe (sehr häufig) hat denselben Effekt. Dasselbe gilt für die Heckscheibe! Die äusseren Schweller sind in der Regel in Ordnung, da werksseitig verzinkt. Das kann man von den zusätzlichen Innenschwellern der Cabriomodelle nicht behaupten. Sie wurden hinzugefügt, um der offenen Karosserie mehr Steifigkeit zu verleihen und sind nicht verzinkt, was des Öfteren zu Rostbefall führt. Auch die sogenannten Torqueboxen im Bereich vorderer Fussraum/Feuerwand sind eine typische Schwachstelle des Mustangs. Dieser verschweisste und nicht zugängliche Hohlraum zieht den Rost fast magisch an. Die Fastback-Modelle der Jahre 65 bis 68 hatten ab Werk einen Wasserablaufschlauch installiert, der den Bereich der Kiemen hinter dem Seitenfenster entwässerte. Fehlt dieser weil er vermodert ist oder bei einer Restauration vergessen wurde, entwässert sich dieser Bereich zielgerichtet in den Innenraum mit dem Resultat, dass bald wieder ein neues Bodenblech fällig wird. Zwischen unterer hinterer Türecke und hinterem Radlauf verläuft eine Blechnaht. Sollte sie zugeschweisst/gespachtelt sein, ist Vorsicht angebracht. Die Sportsroof/Mach1 Modelle der Jahre 71 bis 73 sind zudem oft im Bereich um die hinteren Seitenfenster undicht. Das Wasser dringt zwischen Karosserie und Zierleiste ein; der Fenstergummi ist seltener schuld!
Die Türen sind anfällig auf verstopfte Ablauflöcher. In diesem Fall werden zuerst die vordere und hintere untere Ecke vom Rost befallen, bevor es den unteren Falz und den Türboden erwischt. Gute Falze und Türböden sind bei den Modellen 65 bis 68 besonders wichtig. Hier ist das Blech im Innenraum sichtbar und mit einer angedeuteten Ledernarbung versehen. Hier Schweissarbeiten auszuführen, ohne dass sie später sichtbar sind, ist deshalb nicht möglich. Regelmässige Kontrolle beugt vor! Bei den 69er Modellen wurden die Türscheiben in Ihre Führungen geklebt. Diese Lösung bewährte sich nicht. Die Verbindung löste sich und wer dann nicht aufpasste, dem krachte die Scheibe unter lautem Splittern in die Türe hinunter. Ford erkannte diesen Mangel und verwendete ab 1970 wieder eine geschraubte Konstruktion. Eine Neuverklebung half diesem Defekt meist nur für kurze Zeit ab. Dank dem Fortschritt in der Klebstofftechnik lässt sich das Problem mittlerweile allerdings dauerhaft beheben – saubere Verarbeitung vorausgesetzt.
Am Heck des Autos erwischt es vor allem die Radläufe sowie die Endspitzen. Drei bis vier übereinander gebratene Bleche sind keine Seltenheit. Hier leistet ein mitgebrachter Magnet gute Dienste auf der Suche nach verborgenen Spachtelschichten. Auch die hinteren Radhäuser, speziell am Übergang zum Kofferraumboden, gammeln gerne durch. Dasselbe gilt für die Seitentaschen zum Kotflügel, die Kante zur Tankbefestigung sowie den hinteren Querträger. Sollten die hinteren Längsträger des Hilfsrahmen durchgerostet sein – dann gute Nacht. Im Extremfall findet sich die hintere Aufnahme der Blattfeder im Kofferraum wieder. Auch das Heckbleck ist öfters vom Rost befallen, speziell im Bereich um die Heckleuchten! Die Heckscheibendichtungen sämtlicher Modelle neigen zu Wasserdurchlässigkeit, was den Zerfall der Heckpartie zügig beschleunigt, besonders wenn die werksseitig vorhanden Ablauflöcher in den Seitentaschen zugeschweisst/gekittet/tectyliert wurden.
Eine weitere Schwachstelle existiert beim Hardtop von 1965 bis 1968: Am Übergang C-Säule zu hinterem Seitenfenster reisst gerne das Blech der Seitenwand ein – Materialermüdung. Hier muss fachgerecht neu verschweisst werden, mit anschliessender Beilackierung.
Beim Convertible sollte dem Verdeck noch Aufmerksamkeit geschenkt werden. Während dem die Dachhaut noch ansehnlich sein kann, sieht es bei den darunterliegenden Verdeckspriegeln oft düster aus. Speziell der vorderste als Abschluss zum Scheibenrahmen leidet gerne unter Alukorrosion und kann brechen. Auf Vollständigkeit der mechanischen Cabriodachteile achten – eine kaputte Dachhaut ist das kleinere Übel. Wirklich dicht ist das Dach eines Mustang Cabrios indessen nicht. In Waschanlagen und bei Autobahnfahrten im Regen findet immer der eine oder andere Tropfen (nicht Sturzbäche!) seinen Weg ins Wageninnere. Bei grösserem Wassereintritt können auch die Türdichtgummis hinüber sein – ein Detail, das bei einer Restauration gerne vergessen wird, obwohl alle Teile zu günstigen Preisen erhältlich wären.
Jetzt noch die Spaltmasse überprüfen. Obwohl man nicht die Massstäbe eines Neuwagens anlegen darf, sollten die Passungen doch einigermassen stimmen, besonders im Bereich der Türen, des Kofferraumdeckels und der Motorhaube. Während die Motorhaube nur im Extremfall von Korrosion befallen ist, erwischt es den Kofferraumdeckel umso häufiger – meist an seiner hinteren Kante. Selten perfekt passend sind die geschraubten Gussabschlüsse an allen vier Wagenecken im Bereich Übergang zum Kotflügel.
Die Versorgung mit Reparaturblechen lässt kaum Wünsche offen. Hauben, Kotflügel, komplette Seitenwände sowie Heckbleche sind für fast alle Modelle erhältlich. Für die meisten Typen sind auch Bodenbleche sowie viele weitere Reparaturstücke erhältlich. Komplette Türen (von inzwischen guter Passgenauigkeit) gibt es für die Modelle 65 bis 70. Seit Frühjahr 2007 gibt es sogar komplette 67er Fastback-Rohkarossen neu zu kaufen!
Der Zustand der Lackierung kann auch von einem Laien beurteilt werden. Allenfalls auf den originalen Farbton achten. Weist das gesamte Fahrzeug feine Haarrisse im Lack auf, wurde der elastische amerikanische Thermolack ohne entsprechende Vorbehandlung mit einem neueren europäischen Acrylprodukt überlackiert. Eine aufwändige Neulackierung ist in diesem Fall unumgänglich. Einen weiteren Sonderfall stellen allenfalls vorhandene Vinyldächer dar. Ohne entsprechende Pflege bleichen sie aus und werden speziell an den Nähten wasserdurchlässig. Das wiederum begünstig die Rostbildung unter dem Bezug – im Extremfall ist das Dach durchgerostet. Ein kundiger Autosattler kann den Bezug ersetzen.