1970 Shelby GT350, Reto

(erschienen im Mustang Magic Nr. 4 / 1982)

Typ                      :        Shelby GT 350 Fastback 1970

Motor                   :        351-4V Windsor 290 bhp

Getriebe               :        Ford 4-Speed Manual

Chassis Nr.            :        0F 02M 481.283

Kilometerstand      :        50’000 original

Im Besitz seit        :        4.4.78 km 46’500

Foto 1980
Foto 2009

Meinen Shelby habe ich das erste mal im Herbst 72 gehört und gesehen. Von da an musste ich jedoch noch ganze SECHS Jahre warten (und alle Jahre zweimal fragen!), bis mir der Kollege den Wagen verkaufte. Das war im März 1978. Der Wagen befand sich in einem guten Zustand, lediglich der Fahrersitz hatte auf der Rückseite einen kleinen Schnitt und der originale Schalthebelknopf fehlte. Den konnte ich bis heute nicht besorgen, so habe ich einen Kolben passend angefertigt (Habt ihr American-Graffiti auch gesehen?). Beim Entfernen der rechten Türabdeckung fand ich sogar noch das Produktionsblatt, auf dem sämtliche Angaben über den Shelby zu finden sind! Die Shelby-Mustangs wurden ja alle bei Ford vormontiert, fahrfertig an Caroll Shelby geliefert und von ihm in die entsprechende Ausführung umgebaut. Erwähnenswertes aus dem Blatt: Der Vermerk ‚Shelby Produktion‘ ist nicht nur an den zwei Zahlen 48 (s. Chassis Nr. oben) aus dem 308-stelligen Code, sondern auch im unteren Textteil notiert. Da steht ebenfalls, dass nur die billigsten Diagonalreifen montiert wurden. Aussergewöhnlich ist auch die Chassisnummer. Sie beginnt mit 9F und alle anderen Angaben (so auch Datumstempel an Sitzpolster, Kofferraumdeckel usw.) bestätigen die Produktion im Spätsommer 69!* 

Die Shelby-Hallen verliess der GT 350 jedoch im Frühling 1970, deshalb jetzt 0F (der Rest bleibt gleich) in folgender Variante:

  • Neu lancierter 351 Windsor, 470 cfm Vergaser, ‚COBRA‘ Aluminiumansaugkollektor, Aluventildeckel, 4-Gang-Getriebe, Spezialauspuff

mit folgendem Zubehör:

  • Sperre mit kurzer Übersetzung, Klappsitz hinten, Power-Ventilation, AM Radio

Mein Shelby kostete damals 4696 $ oder 30’055.- Fr. gemäss schweizer Preisliste. Die Farbe ist Burgundyred, das Interieur weiss.

Foto 1982
Foto 1987
Foto 1980 mit Big Lift und Wolfrace Felgen

Ausser der Polyesterteilen von Motorhaube, Kotflügeln vorne, Front- und Heckabschluss, Kofferdeckel, Heckspoilerecken und seitlichen Lufteinlässen unterscheidet sich der GT 350 vom Mustang durch eine zusätzliche Querstrebe vorne, zwei Längslenker hinten, einstellbare Stossdämpfer v+h, Überrollbügel mit Hosenträger Rollgurten, eine Mittelkonsole mit Öldruck- und Amperemeter, sowie Shelby Sportfelgen. Das Felgenbett ist aus verchromtem Stahl, der Flansch jedoch ist eine Aluminiumlegierung.

Im Sommer 1978 fuhr ich zum ehemaligen AC-Cobra & Shelby Importeur nach Brüsseln. Vom ihm erhielt ich sogar noch den Original Prospekt! Ich wollte jedes Detail meines Wagens kennen. Wie sich herausstellte wurde mein GT 350 offiziell nach Europa importiert, was auch die Dubois-Plakette im Motorraum beweist. Der erste Besitzer war ein Belgier. Am 1. Juni 71 kam das Auto in die Schweiz/Region Biel.

Schon im Oktober 71 wurde es in einen Unfall verwickelt, worauf mein Kollege den defekten Wagen kaufte und reparierte. Nach aufwendigen Nachforschungen konnte ich neun Jahre nach dem Ereignis von Verwandten des verstorbenen Zweitbesitzers sogar Unfallfotos auftreiben!

1980 trat ich bei MAC bei dessen Gründung bei. Während dieser ganzen Saison stand mein Shelby mit zerlegtem Motor in der Garage. Im Winter 80 konnte mir ein anderer Kollege auf einem Amitrip einen Satz Kolben und die Nockenwelle beschaffen. Diese Kolben hatten jedoch nur 9:1 Verdichtung. Ich wollte im 81 jedoch unbedingt wieder fahren und gab den Block daher in ein Zylinderschleifwerk. Dort stellte man zu meinen Schrecken noch eine krumme Kurbelwelle fest. Ausser Block und sechs Pleuel war der Kurbeltrieb jetzt neu. Eine Hochleistungsölpumpe plus verstärkte Steuerkette wurde auch gleich eingebaut. Als der Motor nun zusammen war, trafen auch die letzten Teile ein!! 14 Tage vor dem 1. MAC – Geburtstag war das Auto wieder fertig. Ich konnte wieder aufatmen. Die Riesenfreude dauerte genau drei Wochen. An einem Sonntagnachmittag wurde ich von einem MAC-Mitglied abgeschossen. Die Carosserieteile bestellt ich bei Maier-Racing. Wieder war es eine Saison ohne Shelby. Für das Dragrace in Frankreich habe ich den defekten Wagen aufgeladen. Die Gelegenheit der ¼ Mile Prüfung wollte ich mir nicht entgehen lassen. Mit noch nicht einmal tausend Kilometer auf dem neuen Motor (!) fuhr ich 16.03.

Foto 2005

Ende Oktober 81 war das Auto dann wieder fahrbereit und die warmen Tage vorüber. Während der Wintermonate montierte ich einen zusätzlichen Elektrolüfter, da die serienmässige Kühlung im Stadt- und sommerlichen Kolonnenverkehr nicht ausreichte. Die Stossdämpfer wurden hinten etwas härter eingestellt und ein Funkgerät fürs Friday-Night-Cruising installiert.

Bis jetzt kann ich mit der Saison 82 eigentlich zufrieden sein. Und wie sieht die Zukunft aus?

Falls ich noch einen Satz der weissen, reflektierenden Seitenstreifen erhalten sollte, wäre vielleicht mal ein Neumalerei nötig. An einigen Stellen im Polyester beginnt allmählich die Farbe zu springen. Ansonsten gilt es, den Shelby GT 350 in seinem jetzigen Zustand zu erhalten.

Text: Reto Wigger (1982)

*da Shelby die 69er Modelle nicht alle im 1969 verkaufen konnte wurde sie als 70er Modelle umgelabelt