Unser Abflug in Zürich erfolgte planmässig, und die SWISS brachte uns abends nach Chicago. Nach einem landestypischen Abendessen begaben wir uns früh zur Ruhe, denn die Nacht wird erfahrungsgemäss kurz, dank Jetlag. Die Gruppe bestand aus sechs Personen; zwei gemietete Fahrzeuge ermöglichten es uns, das Programm flexibel zu gestalten. Am ersten Tag unternahmen Urs und ich eine Autotour, während die übrigen Teilnehmer an einer organisierten Stadtrundfahrt durch Chicago teilnahmen.
Urs und ich begannen den Tag mit einem Frühstück im IHOP (International House of Pancake), da mittags keine Mahlzeit vorgesehen ist. Unser Ziel das Volo Museum. Auf dem Weg dorthin legten wir einen Zwischenstopp bei ‚Mustang of Chicago‚ ein, einem seit den 1970er Jahren bestehenden Geschäft. Vor Ort wurden uns verschiedene Mustang-Projekte gezeigt, die sie mit guter Qualität realisieren. Der Showroom ist im ursprünglichen Stil erhalten. Urs kaufte T-Shirts, und ich habe nun einen neuen Kontakt, der gelegentlich über Mustangs auf Social Media berichtet.
Das Volo Museum zeichnet sich durch einige spezielle Fahrzeuge aus und ist immer einen Besuch wert. Die Ausstellung umfasst zahlreiche Filmautos sowie weitere Kuriositäten. Mindestens zwei Hallen präsentieren eine umfangreiche Sammlung von Muscle Cars und US-Fahrzeugen aus den 1950er bis 1980er Jahren, von denen die meisten zum Verkauf stehen. Weitere Hallen beherbergen einen dauerhaft eingerichteten Flohmarkt privater Anbieter, der sich durch eine grosse Auswahl an Automobilia hervorhebt.
Zu den ausgestellten Exponaten zählen unter anderem der MadMax Falcon, der RedBaron und weitere Originale bekannter Custom Cars der 1970er Jahre, die teilweise auch als Vorbilder für Modellbausätze dienten. Kürzlich wurde das Angebot um Fahrgeschäfte für Kinder ergänzt, wodurch ein abwechslungsreiches Erlebnis für Besucher aller Altersgruppen geboten wird.
Auf dem Rückweg machten wir noch einen Abstecher zur neuen Ausstellung „Klairmont Kollections“ in Chicago, die jedoch zum Zeitpunkt des Besuchs bereits geschlossen war. Der Einblick durch das Fenster verdeutlichte jedoch, dass ein Besuch lohnend wäre.
Abschliessend erfolgte noch ein Besuch in einem Modellfachgeschäft mit dem tollen Namen „Forever Timeless Hobby Shop“. Der Shop besticht durch seine Grösse und die grosse Auswahl an Modellbausätzen und Modellfahrzeugen.
Aufgrund des Jetlags hatten wir bereits für 8:00 Uhr eine Führung im Willis Tower gebucht, sodass wir am frühen Morgen durch die nahezu menschenleeren Strassen von Chicago zum Tower schlenderten. Das Skydeck in 424 Metern Höhe im 103. Stockwerk zählt zu den wichtigsten Sehenswürdigkeiten; der Ausblick auf die Mega-City ist beeindruckend.
Für Urs und mich stand, wie bereits erwähnt, der Besuch der Klairmont Collection auf dem Programm, während die anderen Teilnehmer eine Flussfahrt durch Chicago unternahmen.
Am Nachmittag trafen wir uns zu einer gemeinsamen Bootstour auf dem Lake Michigan, besuchten das Cloud Gate im Millennium Park und machten das obligatorische Foto mit der Skyline von Chicago. An diesem Tag machte die „Windy City“ ihrem Namen alle Ehre, wie man das auf den Fotos deutlich erkennen kann.
Die neu zugängliche Sammlung von Larry Klairmont umfasst etwa 300 bemerkenswerte Automobile, die er über viele Jahre hinweg zusammengetragen hat. Besonders hervorzuheben sind aussergewöhnliche Custom-Umbauten wie der „Golden Sahara“ sowie exklusive Coupés aus den 1950er Jahren. Besucher haben die Möglichkeit, Fahrzeuge wie das Batmobile aus nächster Nähe und ohne Absperrungen zu betrachten. Ein besonderes Highlight stellt zudem der Bereich mit den Muscle Cars dar, in dem eine sorgfältige Auswahl präsentiert wird, darunter Einzelstücke wie die Nomad Corvette oder ein Dodge Dart Concept Car. Ergänzt wird die Ausstellung durch spezielle Editionen eines Chevrolet Corvair und eines Vega.
Als nächstes Reiseziel stand Indianapolis auf dem Programm, einschliesslich der Besichtigung des Indianapolis Motor Speedway und des angeschlossenen Museums. Da sich das Museum derzeit im Umbau befindet, konzentrierte sich der Besuch auf die Rennstrecke. Diese Strecke zählt zu den ältesten in den USA und wurde 1909 eröffnet. Seit 1911 findet hier das Indy500-Rennen statt, bei dem auch die bekannten Pace Cars zum Einsatz kommen; der Mustang führte das Feld in den Jahren 1964, 1979 und 1994 an. Aufgrund mangelhafter Qualität des ursprünglichen Teerbelags wurde die Strecke 1911 mit 3,2 Millionen Ziegelsteinen (Bricks) versehen. Im Jahr 1935 war die Teerqualität so weit entwickelt, dass die Bahn nun wieder asphaltiert werden konnte. Ein kleiner Streifen am Ziel blieb jedoch aus Originalmaterial erhalten, weshalb heute die Tour „Kiss the brick“ genannt wird, was wir natürlich wörtlich nahmen.
Da wir noch genügend Zeit hatte steuerten wir noch ein spezielles Geschäft namens „It’s a block party“ an. In den USA gibt es Millionen AFOL (Adult Fans of Lego), die sich unter anderem über bricklink.com organisieren – eine Plattform, auf der gehandelt wird und das gesamte Lego-Inventar aufgeführt ist. Einige dieser AFOL betreiben mittlerweile eigene stationäre Geschäfte. Das Angebot an Produkten ist entsprechend umfangreich. Hier bot sich die Gelegenheit, ein seltenes Technik-Modell des Mustangs zu erwerben.
Ein kurzer Abstecher in die Innenstadt von Indianapolis sowie die Übernachtung in einem ehemaligen Fabrikgebäude, das als Hotel genutzt wird, rundeten den Tag ab.
Bevor wir losfuhren, legten wir noch einen kurzen Stopp bei den Gateway Classic in Indianapolis ein, aber das Angebot dort war nur mässig, so dass es rasch weiter Richtung Louisville ging. Wir machten noch einen Abstecher nach Dayton, dort befindet sich das National Museum of the United States Air Force, ein Flugzeugmuseum.
Na ja, es war nicht irgendein Flugzeugmuseum, sondern das grösste der Welt, in vier riesigen Hallen werden über 300 Flugzeuge gezeigt, insbesondere viele die wir noch nie Live gesehen haben, eine kleine Auswahl gefällig…
Weitere interessante Flugzeuge sind die grossen Bomber oder Aufklärungsflugzeuge
Ein einmaliges Museum, so dass unser Zeitplan ein bisschen durcheinanderkam. Eigentlich wäre noch der Besuche des Halderman Barn Museum geplant gewesen, da dieses sich aber nicht meldete strichen wir es.
Den Tageabschluss gab es im Skydeck unseres Hotels in Louisville, Kentucky mit Blick auf den Ohio River mit den sogenannten Big Four Brigde und der ‚Belle Louisville‘ ein bekannter Raddampfer.
In Louisville findet das bekannteste Pferderennen der USA statt, das Kentucky Derby. Es ist die Sportart, in der man am schnellsten Geld verdient, für das 2 minutige Rennen erhält der Sieger 3. Mio. Dollar. Es findet immer am ersten Mai Wochenende statt. 1875 fand hier das erste Derby statt. Die Sportart kommt von England und heisst nach dessen Erfinder Earl of Derby so, der es 1780 erstmals austrug. Wir genossen eine unterhaltsame Führung, interessant auch die Ahnengalerie, die zeigt wer hier schon dabei war…
Weiter gings nach Bowling Green, Kentucky, dort wo seit 1981 die Chevrolet Corvette gebaut wird. Bis anhin konnte man eine Werksführung machen, die wirklich empfehlenswert ist. Doch diese ist im Moment geschlossen (who knows). Gleich daneben befindet sich das National Corvette Museum, das 1994 eröffnet wurde. Das letzte Mal, als ich hier war, war das Museum geschlossen, da es nach einem Bodeneinsturz in Renovation war. Nun ist es wieder in neuem Glanz zu sehen. Von der ersten Corvette von 1953 bis zur neusten werden sämtliche Modelle gezeigt sowie auch interessante Prototypen wie der Mako Shark II von 1965 oder die XP-897 GT von 1973 (Wankel, Mittelmotor). Hier kann man auch seine neue C8Corvette persönlich abholen, so dass eine ganze Reihe neuer Autos zu sehen ist.
Gleich nebenan befindet sich ein US-Klassiker Händler, dessen Angebot wir auch begutachten. Die schöneren Modelle sind im Showroom mit dem ‚Checkered Floor‘, für uns aber fast interessanter sind die Rohdiamanten, die im hinteren Teil zu finden waren.
Weiter gings nach Nashville, Tennessee wo ein Hotel mit ganz passenden Zimmern auf uns wartete.
Nashville ist die Hauptstadt der Country Music und hat sehr viele Sehenswürdigkeiten zu bieten. Natürlich steht der Lower Broadway im Zentrum, wo all abendlich die Hölle los, wir stürzen uns natürlich auch ins Getümmel. Besuchten die obligaten Cowboystiefelshops und Musikgeschäfte usw. Über all dem gut sichtbar das 188m hohe AT&T Building, Spitzname ‚Batman Building‚, an dem man sich wunderbar orientieren kann.
Weniger bekannt ist wohl der 1897 erstellte komplette Nachbau des Parthenon. Der Parthenon ist der Tempel für die Stadtgöttin Pallas Athena auf der Athener Akropolis. Im Innern steht auch die Athena, die die grösste Skulpture ist, die innerhalb eines Gebäudes steht.
Wir verbrachten zwei Nächte in Nashville, sodass einige von uns die allgemeinen Sehenswürdigkeiten erkunden konnten, während sich die anderen den automobilen Attraktionen widmeten.
Mit rund 700tausend Einwohner in der Stadt und 2.0 Mio. in der Nashville Region finden sich natürlich die üblichen grossen Klassik Car Händler wie ‚Gateway Classics‚ und ‚Streetside Classics‚, beide besuchten wir und sind beindruckt von der grossen Auswahl und dem mehrheitlich guten Zustand der Klassiker. Bspw. ein 70er Mach1 Mustang gabs für rund 50kDollar im Zustand 1 Minus.
Wir besuchten aber auch zwei etwas andere Händler, der eine ist ‚Maple Motors‚ er ist uns bereits aus diversen Youtube Filmchen bekannt. Er präsentiert die Neuzugänge jeweils in 5-10 minutigen Videos und fährt damit durch die Gegend. Auch die Auswahl ist anders, in der Regel sind es Survivor im Zustand 2-3 und damit auch preislich viel interessanter. Es ist eben ein Händler wie sie es früher in den 80/90er Jahren gab, ohne Showroom und blingbling Gehabe… Man muss aber schon wissen, was man kauft.
Der andere war noch exotischer im wahrsten Sinne, er Import die Autos direkt aus Japan. Der Markt mit sogenannten JDM-Cars (Japan Domestic Cars) boomt gerade, natürlich durch die Fast & Furious Filme angetrieben. Er hat rund 150 Autos von der japanischen Luxuslimousine bis zu den üblichen bekannten wie Skyline, Supra usw. sowie auch Exoten, die es bei uns nie gab. Wirklich interessant das mal anzuschauen und mal etwas über den Tellerrand zu quatschen.
Weiter gings rasant zu unserem eigentlichen Reisezielt Birmingham, AL. Doch vorher gabs noch zwei weitere Highlights auf der Tour.
Ein Stopp bei der Jack Daniel Distillery in Lynchburg, VI ist natürlich ein Muss. Na ja, die Whisky-Produktion ist natürlich wesentlich einfacher in den USA als in Schottland oder Irland, dafür ist dieser Whiskey aber für die Mehrheit bekömmlicher. Interessant ist die Whiskey-Degustation, mit der die spannende Führung endet. Die Jack Daniels brauchen eine Sonderbewilligung, da der öffentliche Alkoholausschank hier in Virginia bis heute verboten ist.
Der nächste Halt galt dem Marshal Space Flight Center, das 1960 eröffnet wurde. Ich bin bereits mehrmals da durchgekommen und die 110m Hohe Apollo bzw. Saturn V Rakete sieht man schon von weitem. Jedes Mal hatten wir keine Zeit, doch dieses Mal ist der Besuch explizit eingeplant worden. Huntsville, AL ist ein historischer Ort, den dort arbeitete u.a. Werner von Braun nach dem zweiten Weltkrieg und hier startete auch das Mondprogramm der USA, neben den beiden anderen Standorten Houston, TX und Cape Canaveral in Florida. Die Ausstellung erfüllt die Erwartungen vollkommen zumindest, wenn man etwas Space affin ist. Es ist auch der einzige Ort wo die Saturn V stehend wie auch liegend ausgestellt ist.
Die folgenden beiden Tage standen ganz im Zeichen des 60th Anniversary Events, das vom Mustang Club of America organisiert wurde. Für Veranstaltungen dieser Art bieten sich Rennstrecken besonders an, und der Südosten der USA gilt als wahre Hochburg für Mustang-Fans. Bereits zum zweiten Mal fand diese grosse Geburtstagsfeier im Barber Motorsports Park nahe Birmingham statt. Der Eventplan zeigt: Das weitläufige Gelände rund um die Rennstrecke bietet reichlich Platz, sodass die zahlreichen Ausstellungsbereiche grosszügig verteilt sind. Dazwischen bewegt man sich entweder mit dem eigenen Mustang oder nutzt die regelmässig pendelnden ‚Bähnli‘ – also Traktoren mit Anhängern –, denn zu Fuss gehen ist bei den Amerikanern eher unüblich. Doch was wird bei diesem Event eigentlich alles geboten?
Langweilig wird es auf diesen Veranstaltungen keinesfalls. Besonders hervorzuheben ist der Bereich mit den zu bewertenden Fahrzeugen, die in einer separaten Ausstellung präsentiert werden. Für viele Liebhaber klassischer Mustangs ist dieser Teil von zentraler Bedeutung: Speziell geschulte Mustang-Experten (sogenannte Judges) bewerten die Fahrzeuge nach verschiedenen Kategorien. Diese Bewertungen ermöglichen es, seltene Fahrzeuge zu sehen, die sonst kaum öffentlich ausgestellt werden. Ein Beispiel hierfür ist ein kürzlich aufbereiteter Boss429 mit lediglich 10.000 Meilen Laufleistung, ausgestattet mit originalen Polygas-Reifen aus dem Jahr 1970. Die Reifen wurden zusätzlich mit Folie geschützt, da ein Satz dieser New Old Stock-Reifen einen Wert von etwa 10.000 US-Dollar haben kann.
Zu diesem Event reisen Menschen aus aller Welt an, weshalb ich mich fragte, wie viele Mustangs man wohl auf Aruba zählt bzw. wieviel man dort damit fahren kann. Natürlich war auch der MCS vertreten: René und Peter nutzten ihre Kontakte und konnten sich dank eines dort ansässigen Bekannten einen Mustang ausleihen. Diesmal zierte unser Logo einen 2007er Shelby GT in Grabber Orange. Unter den weiteren bemerkenswerten Fahrzeugen waren u.a. ein Mustang II Stallion aus 1. Hand, ein originaler, aber ziemlich heruntergekommener Hertz GT350 – sogar der Schmutz blieb bewusst am Auto –, ein umgebautes Foxbody PaceCar in Blau/Silber statt dem üblichen Rot/Silber sowie ein California Special mit dem charakteristischen „houndstooth“ (kleinkariert) Vinyldach oder die Reihe der SSP (Special Service Package) Foxbody Mustangs. Besondere Aufmerksamkeit zog auch der brandneue Saleen in einem auffälligen Orangen-Metallic-Lack auf sich, während Steve Saleen und Familie fleissig Autogramme schrieb. Aufmerksamkeit gibt’s auch wenn ein neuer und alter Mustang in der gleichen und selten Farbe ‚Meadowlark Yellow‘ auftauchen. Diese Liste könnte beliebig weitergeführt werden…
Im Herzen der Anlage befindet sich das Barber Vintage Motorsports Museum, das allein schon einen Besuch wert ist. Bereits 1998, noch vor dem Bau der Rennstrecke, wurde das Museum vom örtlichen Unternehmer George W. Barber errichtet, um seine beeindruckende Sammlung zu präsentieren. Das Museum beherbergt die grösste Motorradsammlung der USA mit etwa 1600 Exponaten sowie weltweit die umfassendste Lotus-Fahrzeugsammlung. Die Ausstellung der Fahrzeuge ist aussergewöhnlich: Formel-1-Wagen werden beispielsweise hängend oder scheinbar „fliegend“ inszeniert. Auch die Motorräder sind kreativ arrangiert, etwa in Boxen oder – im Falle der Crossmaschinen – auf einer Schanze.
Die Stadt Birmingham bietet neben einigen historischen Industrieanlagen wenig herausragende Sehenswürdigkeiten .
Der Sonntag ist jeweils der Aufbruchtag für den Event, so dass man sich diesen sparen kann. Wir setzten unsere Reise also am Sonntag fort.
Unser nächstes Ziel ist das ‚Mustang Museum of America‚ in Odenville, AL. Trotz des Namens handelt es sich hierbei um ein privates Museum, das von Robert E. Powell und seinen Söhnen gegründet udn betrieben wird. Während der Feierlichkeiten zum 60-jährigen Jubiläum war das Museum täglich geöffnet und zeigte etwa 100 verschiedene Mustangs. Zu sehen sind Modelle aller Jahrgänge – vom 1964 PaceCar bis hin zu den aktuellen Ausführungen. Das absolute Highlight ist die vollständige Sammlung aller SSP (Special Service Package) Foxbody Mustangs. Diese speziellen „Polizei-Mustangs“ wurden zwischen 1985 und 1993 von Ford für insgesamt 33 Bundesstaaten und Organisationen in unterschiedlichen Varianten gefertigt. Bob und seine Söhne haben inzwischen sämtliche 33 Ausführungen zusammengetragen, die entweder gut erhalten, vollständig restauriert oder als Restaurationsobjekte präsentiert werden. Ausserdem gibt es besondere Foxbody-Modelle zu entdecken, von deren Existenz wir selbst überrascht wurden. Das Museum verdeutlicht, dass heute vor allem die jüngere Generation die Mustang-Auswahl prägt. Auch alle drei oben erwähnten Indy 500 Pace Car Modelle sind im Museum zu sehen. Ein Besuch lohnt sich definitiv!
Nicht weit von Birmingham liegt der Talladega Superspeedway, der seit seiner Eröffnung im Jahr 1969 als grösste NASCAR-Rennstrecke in den USA gilt. Auch wenn am Besuchstag nur wenige Motorräder auf der Strecke unterwegs waren, beeindruckt die Rennanlage durch ihre geschichtsträchtige Atmosphäre. Ergänzt wird das Angebot durch die International Motorsports Hall of Fame, die zahlreichen Ausstellungsstücke rund um NASCAR präsentiert. Besonders hervorzuheben sind die Unfallfahrzeuge („Crash-Mobile“), welche die Wucht der Unfälle sowie die Stabilität der Fahrzeuge veranschaulichen.
Die Reise führte weiter nach Montgomery, der Hauptstadt von Alabama. Die Stadt liegt im sogenannten Black Belt – eine Bezeichnung, die auf die Historie zahlreicher Baumwollplantagen sowie eine hohe afroamerikanische Bevölkerungszahl zurückgeht. Montgomery ist zudem einer der zentralen Orte, an denen die Bürgerrechtsbewegung ihren Ursprung nahm. Unsere Unterkunft befand sich direkt am Alabama River; von der Riverfront aus bestand die Möglichkeit, eine Fahrt mit dem Raddampfer Harriot II zu unternehmen.
Eher zufällig erfuhren wir, dass am 8. April in Nordamerika eine nahezu totale Sonnenfinsternis stattfand. Der Himmel war zwar etwas bewölkt, was das Beobachten jedoch erleichterte, denn geeignete Brillen hatten wir nicht und konnten sie auch nicht auftreiben. Am besten liess sich das Naturschauspiel im Liegen über das Handy verfolgen. Passend zu diesem Ereignis hat Lego in Nordamerika ein spezielles Set herausgebracht, um Sonnen- oder Mondfinsternisse anschaulich zu erklären. Natürlich musste es mit ins Gepäck.
Unser nächstes Ziel war der Vicksburg National Military Park, wo wir uns über den Bürgerkrieg informieren wollten. Der Park ist so gross, dass man ihn mit dem Auto erkunden muss. Wir haben darauf verzichtet, jede einzelne Stellung zu jeder Tageszeit anzuschauen, und stattdessen den schönen Ausblick auf den gewundenen Mississippi genossen. Besonders spannend fanden wir das Kanonenboot USS Cairo, das 1861 gebaut wurde und bereits ein Jahr später als erstes Schiff durch eine „Torpedo“-Mine versenkt wurde. Das Wrack wurde später geborgen und wird heute im Park ausgestellt.
Wir verbrachten die Nacht in Vicksburg, ganz in der Nähe eines Casinos, das wie ein Mississippi-Dampfer aussieht.
Heute stand die längste Etappe unserer Reise bevor: eine Strecke von etwa 500 Kilometern. Nach der Überquerung des Mississippi setzten wir unsere Fahrt direkt nach Dallas fort. Für drei Nächte haben wir ein komfortables Hotel in Rockwall ausserhalb der Stadt gebucht, das einen Blick auf den Lake Ray Hubbard bietet.
Unser erster Programmpunkt heute war die Southfork Ranch. Die Fernsehserie ‚Dallas‚, die am 30. Juni 1981 erstmals in der Schweiz ausgestrahlt wurde, ist insbesondere unserer Generation noch gut in Erinnerung. Die Serie zog das Schweizer Publikum so stark in ihren Bann, dass dienstags um 21 Uhr die Strassen nahezu leer waren. Zu dieser Zeit gab es noch keine Möglichkeiten zur Aufzeichnung; Videorekorder standen erst am Anfang ihrer Verbreitung. Überraschend ist, wie präsent das Thema hier vor Ort weiterhin ist. Die Ranch selbst wirkt deutlich kleiner als erwartet, da sie im Fernsehen durch verschiedene Tricks grösser dargestellt wurde. Sowohl die Führerin als auch andere Gäste zeigten sich erstaunt, als wir sämtliche Darsteller – von J.R. über Bobby bis Pamela und weitere Figuren – aufzählen konnten. Für die Dreharbeiten wurde die Ranch jeweils einige Wochen lang angemietet. Aufgrund des enormen Erfolgs und des zunehmenden Besucherandrangs wurde die Ranch schliesslich unbewohnbar und im Jahr 1992 in ein offizielles Museum umgewandelt.
Am Nachmittag war ein Besuch im ‚Sixth Floor Museum‚, dem Ort des Kennedy-Attentats, geplant. Doch leider war alles ausgebucht! Es ist erstaunlich, wie dieser Ort selbst nach über 60 Jahren noch so beliebt ist. Zum Glück haben wir Tickets für den nächsten Tag bekommen.
Deshalb änderten wir das Programm ein wenig: Ein Teil der Gruppe ging ins Hotel, während Urs und ich uns aufmachten, die klassischen Autohändler in Dallas zu besuchen – davon gibt es hier einige. Für diesen Tag begnügten wir uns mit den bekannten Hauptanbietern „Gateway Classics“ und „Streetside Classics“, die beide eine riesige Auswahl an Fahrzeugen präsentieren.
Da die Tickets für das Kennedy-Attentat erst am Mittag verfügbar waren, besuchten Urs und ich am Vormittag weitere Autohändler. Besonders erwähnenswert war der junge Händler „American Steel Classics“, der über eine ansprechende Homepage mit professionell präsentierten Fahrzeugen verfügt. Vor Ort ergab sich zunächst ein abweichender Eindruck, siehe Fotos; jedoch handelte es sich bei den ausgestellten Fahrzeugen überwiegend um echte Raritäten und gut erhaltene Originale. Der Händler erwies sich als sehr sachkundig und bot uns zusätzlich einen Boss429-Motor an, sollte Interesse bestehen.
Der Händler „Classic Car Liquidators“ überraschte mit einer grosszügigen Halle und einer vielseitigen Auswahl an Fahrzeugen. Besonders fasziniert waren wir vom AMC Rebel, auch bekannt als „the Machine“, einem äusserst seltenen Modell, mit dem AMC damals am Rande in der Muscle-Car-Szene vertreten war.
Wir hatten angenommen, dass das Attentat auf Kennedy, das vor 62 Jahren stattfand, weitgehend in Vergessenheit geraten sei. Vor Ort stellten wir jedoch fest, dass dem nicht so ist: Die Markierungen auf der Straße, die die Einschussstellen kennzeichnen, wurden erst kürzlich erneuert. Während einer Führung durch das Gebäude, von dem aus die Schüsse abgegeben wurden, sowie einer anschliessenden Rundfahrt, bei der die Fluchtwege des Täters detailliert nachvollzogen werden, wurde deutlich, wie gegenwärtig dieses Ereignis weiterhin ist. Die Aufbereitung ist informativ und sehr zu empfehlen.
Anschliessend besuchten wir den 1978 erbauten, 171 Meter hohen Reunion Tower, der heute als Wahrzeichen von Dallas gilt. Im Turm befindet sich ein Drehrestaurant, von dem aus man einen hervorragenden Blick über die Stadt und insbesondere die weitläufigen Autobahnen geniessen kann.
Heute stand der Besuch beim ‚Gas Monkey‚ an. Allerdings hat die Location nicht mehr viel mit den Anfängen gemeinsam. Wir mussten uns online anmelden, und der Treffpunkt war inzwischen eine riesige Merchandising-Halle, die mittlerweile grösser als die eigentliche Werkstatt ist. Zwischen den unzähligen Monkey-Utensilien stand immerhin noch die originale Sitzgruppe, die sie für Rückblicke zur 100. Sendung verwendet haben. Auch bei den aktuellen Autos merkt man, dass Umbauten heute völlig übertrieben ausfallen – wie zum Beispiel beim ausgestellten GMC alias GMG. Neben der inzwischen recht kleinen Werkstatt konnte man ausserdem die Fahrzeuge des Chefs besichtigen. Für Mustang-Fans besonders spannend: Der Nachbau des 68er Shelby Convertible aus dem Film ‚The Thomas Crown Affair‘. Der Chef Richard Rawlings, der diesen Wagen regelmässig in der Serie fährt, war heute aber nicht vor Ort.
Das Beste zum Schluss!
Da der Besuch bei Gas Monkey kürzer als geplant war, hatten wir Zeit, noch zur Blue Oval Car Barn in Mineral Wells zu fahren – rund zwei Stunden von Dallas entfernt. Da der Termin nicht sicher war, fuhren nur Urs und ich dorthin, die anderen gingen ins Hotel, um zu packen.
Finley Ledbetter pflegt ein faszinierendes Hobby: Seit Jahren sammelt er ausschliesslich Mustang-Modelle aus dem Jahr 1971, insbesondere die Boss 351 oder die 429 Cobra Jet Modelle – die letzten echten Mustang Muscle Cars, von denen es nur wenige Exemplare gibt. Nach seiner Pensionierung richtete er ein privates Museum ein und widmet sich nun Stück für Stück der Restaurierung seiner Sammlung. Wir hatten das Glück, Finley persönlich anzutreffen; voller Stolz präsentierte er uns seine Fahrzeuge. Nach einem angeregten Fachgespräch über seine beiden frisch restaurierten schwarzen 429 Mach1, Hockeystick vs. Zierleisten und weitere Details war das Eis gebrochen. Dann fragte Finley, ob wir richtig Autofahren könnten, also ein handgeschaltetes Auto bedienen. Für uns Schweizer kein Problem! „Dann machen wir eine Probefahrt mit dem Survivor 429 Cabrio.“ Ich rechnete eigentlich mit einer Mitfahrt, doch stattdessen drückte er mir die Schlüssel in die Hand und gab mir vorsorglich seine Visitenkarte – falls das Auto irgendwo liegenbleibt. Wo gibt es das sonst noch? Wir durften allein eine Probefahrt mit einem von nur neun gebauten und heute noch drei bekannten Exemplaren machen. Die Videos sprechen für sich. Die vier Stunden Anreise haben sich auf jeden Fall gelohnt – das breite Grinsen im Gesicht wollten wir gar nicht mehr loswerden.
Packen und Rückflug, zwei einmalige Wochen haben wir erlebt mit vielen neuen Eindrücken an die wir uns noch lange erinnern werden.
PS: Unser Mietwagen machte auf der letzten halben Meile noch schlapp, so dass wir ihn statt an der Mietstation am Check-in mit platten Reifen zurückgaben…
Reisebericht: Marcel Alder
mit Claudia, Nelly, Ursula, Richi und Urs