Chassis/Suspension
Einzelradaufhängung vorne mit ungleich langen Querlenkern, Schraubenfedern, Starrachsen hinten, Blattfedern, Gabriel direct-acting tube type Stossdämpfer, hinten versetzt angeordnet, Stabilisator vorne und hinten, in Stahl, 0.94 in (23,8 mm) Durchmesser vorne: 0.62 in (15,7 mm) Durchmesser hinten. Reifen: F60x15 fiberglass-belted, Goodyear polyglass
Transmission
Ford Top Loader; 4-Gang manuell; synchronisiert in den vorwärts Gängen
Gangschaltung
HURST mit T-Griff
Differential
9-in Zahnkranz und 31 – fach verzahnte Achswellen
Hinterachs-Übersetzung
3.91:1 mit Differenzialbremse
Performance
0-60 mph (0-96,6 km/h): 5.8 sec
1/4-mile (402,5 m) : 13.8 sec @ 100.6 mph (162 km/h)
Mein Schlüsselerlebnis war, als wir 1989 anlässlich des American Pony Drives an der Pensacola Mustang Show teilnahmen. Ein Prachtsexemplar von einem roten 1969er BOSS 302 hat mir den Kopf verdreht. Die Vorstellung von der 4-Gang Handschaltung mit einem Motor den man auf über 6000 U/min. drehen konnte, gepaart mit der rennmässigen Zweifarbenlackierung und all den Streifen liess mich nicht mehr los. Absolut „klick“ hat’s dann in Indianapolis gemacht, als ein älterer Herr in einem ’70er BOSS 302 mit offener Auspuffanlage rennmässig zum Eingangstor geschossen kam. Diesen Sound höre ich noch heute in meinen Ohren! So was muss ich haben! Leider sind meine flüssigen Mittel 1989 auf dem Pony Drive dahingeschmolzen und zurück in der Schweiz waren die Chancen klein, einen BOSS zu finden. 1990 überrasche mich ein Inserat in der Automobile Revue, das einen ’71er BOSS 351 zum Verkauf anbot. Als Folge der Hochkonjunktur Ende der 80er Jahre sind die Fahrzeugpreise in die Höhe geschossen und es war kein Ende abzusehen. Man erinnere sich nur noch an die Zeiten, als man für einen Vorvertrag für einen Ferrari sechsstellige Summen zahlte. In diesem Sog sind auch die Preise für klassische Fahrzeuge gestiegen und ich dachte, ich müsste handeln. Obwohl mein Herz für einen ’69er BOSS 302 geschlagen hat, als Alternative vielleicht noch ein ’69er 428 CJ/SCJ mit Handschaltung, habe ich sofort einen Besichtigungstermin, nach einer kurzen Rückfrage über ein R an der 5. Stelle der Chassis-Nummer, abgemacht. Auf der Fahrt nach Wettingen habe ich mir alle möglichen Szenarien vorgestellt wie ich mich entscheiden würde, falls das Auto nicht meinen Vorstellungen entspricht. Absolut im Klaren war ich mir, dass der Deal platzt, falls der Mustang grün lackiert sein sollte. Zu meinem grossen Schreck war aber genau dies der Fall, da stand er vor mir in Grabber Lime, so eine Art zitronengrün- gelb und schwarz. Das war es also, ein ’71er und erst noch grün! Entgegen allen Vorsätzen und Szenarien schaute ich mir den BOSS 351 doch etwas genauer an. Praktisch alles noch im Originalzustand, ausser Zündverteiler, Vergaser, Steuerrad und fehlendem Drehzahlbegrenzer. Nach der Probefahrt war für mich sofort klar, dieser BOSS kommt in meine Hände, Jahrgang hin, Farbe her! Der BOSS 351 ist ein absolutes Spassfahrzeug. Einmal auf Touren gekommen, so ab 3500 U/min., hängt er quicklebendig am Gas. Darunter geht aufgrund der grossen Ansaugquerschnitte allerdings nicht sehr viel. Das Fahrwerk ist für Mustangverhältnisse recht straff abgestimmt, die Lenkung direkt und keine lästigen Neben- und Klappergeräusche mindern den Soundgenuss des hochdrehenden „Clevelands“. Einzig längere Autobahnfahrten mindern das Vergnügen, da der Drehzahlmesser aufgrund der kurzen Hinterachsübersetzung bei 120 km/h bis auf 4000 U/min. klettert. Ist dann aber die Passstrasse da, dann geht’s richtig los und der Spass kennt keine Grenzen, bis zur Talfahrt, das Bremsvermögen unserer Mustangs kennen wir ja! Die hohe Kompression und die kurze Achsübersetzung machen dem Fahrer unheimlich Spass, für den Beifahrer jedoch, sind die Beschleunigungs- und Schaltvorgänge auch bei feinfühliger Fahrweise etwas ruppig. Die Sicht auf die langgezogene Motorhaube mit den Lufteinlässen, das hohe Armaturenbrett mit den vielen Rundinstrumenten und die hohe Seitenlinie mit den schmalen Seitenfenstern lassen fast das Gefühl vom Fliegen aufkommen. Die Sicht nach hinten ist so klein wie ein Blick durch einen Briefkastenschlitz. Aber wer schaut schon nach hinten? Schliesslich hat der BOSS 351 ja auch nur einen Rückwärtsgang aber vier Vorwärtsgänge! Leider haben bei meinem BOSS 351 die Originalkolben die bekannte Schwäche mit den eingezogenen Kolbenkragen mittels Kolbenkippen gezeigt, sodass eine komplette Motorrevision fällig wurde. Doch seither versieht er seinen Dienst absolut problemlos und startet jeden Frühling aufs erste Mal in die neue Saison. Als absolut rares Teil erweist sich heutzutage der Vergaser. Ab Fabrik wurde der BOSS mit einem AUTOLITE 4300D ausgeliefert, der jedoch seine Schwächen schnell offenbarte und in den meisten Fällen, so auch bei meinem Exemplar, einem HOLLEY weichen musste. Leider wurden diese Stücke auch sogleich entsorgt, sodass sie heute nicht mehr aufzutreiben sind und für ein originales Stück über $1500.00 zu berappen sind. Trotz dieser Kompromisse ist der BOSS 351 absolut alltagstauglich. Ich habe ihn zwischenzeitlich so lieb gewonnen, vor allem die Farbe, die ich nun nach dem ersten Schreck absolut cool finde, dass ich meinen grundsätzlichen Plan verworfen habe, den 351er bei passender Gelegenheit gegen einen 302er einzutauschen.